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Channel: Kommentare zu: Daniel Bongardt – 1977 im Kinderheim Niendorf/Ostsee sexuell missbraucht
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Von: lubehoer

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Bin durch Zufall auf diese Seite gestoßen, als ich, wie andere im Forum auch, das Kinderheim suchte, in dem ich mich im zweiten Halbjahr 1970 für sechs Wochen aufhalten musste, ich besuchte zu der Zeit die dritte Klasse. Habe keine Ahnung, in welchem der beiden Häuser ich war; ich habe jedenfalls weder besonders negative noch positive Erfahrungen gemacht. Ich möchte aber doch meine Erinnerungen an die Zeit kundtun in der Absicht, dass sich vielleicht der ein oder andere an die ein oder andere Episode oder Gegebenheit erinnern kann.

Ursprünglich sollte ich vier Wochen in Kur bleiben, es mussten aber noch zwei Wochen drangehängt werden, da ich zwischenzeitlich krank wurde. Ich kann mich daran erinnern, dass wir Jungs in einem Schlafsaal schliefen; als die vier Wochen rum waren und alle anderen nach Hause durften, musste ich noch dort bleiben. Keine Ahnung, ob ich dann in einem kleineren Zimmer untergebracht wurde, im Schlafsaal bleiben musste oder eine neue Ladung Kinder dort eingezogen ist.

Einer der Jungen hat immer mit mir Karten gespielt, ich glaube, er war älter als ich. Ich hatte ein Modellauto von zu Hause geschenkt bekommen, um das wir spielten: Ich habe natürlich verloren und war das Auto los. Vielleicht erinnert sich der Junge von damals noch. Ich glaube, er hatte das Bett neben meinem; wenn man den Schlafsaal betrat, standen unsere Betten an der Wand links, ziemlich mitten im Raum.

Im Heim gab es einen Raum, in dem man spielen konnte, Brettspiele, Karten, sowas in der Art. Irgendwo dort oder im Speiseraum stand damals ein Modellschiff, die HMS Hood, ungefähr einen halben Meter lang und weiß angemalt. Da mich schon als Kind Schiffe sehr interessierten und ich immer vor dem Modell stand, wenn es die Zeit zuließ, hat man mir das Schiff als Trostpflaster geschenkt, als ich dort im Heim erkrankte und zwei Wochen länger bleiben musste. Es befand sich später noch viele Jahre in meinem Besitz.

Hinter dem Hauptgebäude, auf dem Weg zum Strand runter, haben wir oft Völkerball gespielt. Der Ballspielplatz lag halbwegs unter Bäumen, meine ich mich erinnern zu können. Meistens blieb ich als Letzter übrig.

An die Spaziergänge am Strand kann ich mich auch noch erinnern, stimmt, wir suchten dort immer nach Donnerkeilen. Ein Spaziergang ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben: Wir sind auf dem Steilküstenpfad nach Travemünde gelaufen; Aufsicht hatte eine junge Schwester (oder „Tante“) im Minirock oder -kleid, bewaffnet mit einem der zu der Zeit üblichen Transistorradios. Wie gesagt, das war Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger. An zwei Lieder, die während des Spaziergangs aus dem Transistorradio kamen, kann ich mich noch gut erinnern: „Obladi Oblada“ von den Beatles und „I.O.I.O.“ von den Bee Gees.

Es ist gut möglich, dass eine der Schwestern Roswitha hieß; ich habe irgendwie dunkel eine Erinnerung an eine Person dieses Namens in meiner Kindheit. Kann aber auch jemand aus der Nachbarschaft oder aus dem weiteren Bekanntenkreis gewesen sein.

Nach einigen der vorstehenden Berichte wird mir immerhin klar, warum ich auf den Tod kein Fleisch mit Schwabbelfett mag, sondern immer gleich ein Brechreiz bei mir ausgelöst wird …

Wie gesagt, es ist nichts Weltbewegendes passiert damals, aber vielleicht kann sich jemand noch an das ein oder andere erinnern. Das Schlimmste damals war das Heimweh, glaube ich.


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